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Zehn Eigenschaften biblischer Leiterschaft Teil 2

Letzte Woche habe ich damit begonnen, anhand des Vorbilds des Apostels Paulus, essentielle Eigenschaften eines geistlichen Leiters zu beschreiben. Hier ist nun noch die Fortsetzung. Zehn essentielle Eigenschaften guter biblischer Leiterschaft:

6. Kommunikation
Ein Leiter ist ein Kommunikator. Ohne Kommunikation, keine Leiterschaft. Das sieht man bei Paulus sehr deutlich. Er kommunizierte mündlich aber auch brieflich. Gute biblische Kommunikation ist in erster Linie um zwei Dinge besorgt: Erstens, wie die Botschaft am klarsten und deutlichsten formuliert wird, und zweitens, dass die Botschaft beim Empfänger auch korrekt ankommt. Paulus zog es vor, einfach und deutlich zu kommunizieren, ohne viel Spektakel und Selbstdarstellung. Den Korinthern, welche von der Rhetorik der Philosophen ihrer Tage eingenommen waren schrieb er: „So bin auch ich, meine Brüder, als ich zu euch kam, nicht gekommen, um euch in hervorragender Rede oder Weisheit das Zeugnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten“ (1.Korinther 2,1-2). Er wollte sie nicht durch „geschwollene“ Reden beeindrucken, sondern klar die Botschaft kommunizieren. In den Versen 4-5 fährt er fort: „Und meine Rede und meine Verkündigung bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft.“ Um ein guter Leiter zu sein, muss man es erlernen, sich klar und deutlich zu artikulieren. Ein Leiter der nicht kommunizieren kann, kann auch nicht leiten. 

7. Delegation
Ein guter Leiter delegiert Aufgaben. Er ist kein „Mikromanager“, der alles selber machen will. Er weiss, dass er nicht alles alleine schaffen kann und delegiert die Arbeit die andere erledigen können. Paulus war ein solcher Manager. Er delegierte an andere. Seinem Nachfolger Timotheus schreibt er folgendes: „Ich habe dich ja bei meiner Abreise nach Mazedonien ermahnt, in Ephesus zu bleiben, dass du gewissen Leuten gebietest, keine fremden Lehren zu verbreiten“ (1.Timotheus 1,3). Er überließ die Leitung der Gemeinde in Ephesus Timotheus, damit er dort für Ruhe und Ordnung sorgen würde. Er sollte Älteste, die sich zu falschen Lehrern entwickelt hatten, absetzen und neue einsetzen. Paulus schreibt aber auch an Titus: „Ich habe dich zu dem Zweck in Kreta zurückgelassen, damit du das, was noch mangelt, in Ordnung bringst …“ (Titus 1,5). Paulus delegierte. Ein Leiter muss diese Kunst erlernen, sonst wird er ausbrennen. Folgende Prinzipien sollte er dabei beachten. Erstens, übertrage die Arbeit nur an solche, die sie auch zuverläßig erledigen werden. Zweitens, delegiere Dinge, die dich von deinen wichtigsten Aufgaben ablenken würden. Hier gilt, „das Gute ist oft der Feind des Besten“. So ähnlich handelten die Apostel in Apostelgeschichte Kapitel 6, als sie plötzlich vor der Aufgabe standen, Geld an bedürftige auszuhändigen. Sie wären dadurch von ihrer Priorität, dem Dienst am Wort und dem Gebet abgelenkt worden. Deshalb delegierten sie diese Aufgabe an andere. Drittens, delegiere so, dass du trotzdem noch den Überblick über die verschiedenen Aufträge unter deiner Leitung behältst. Du bist letztendlich immer noch verantwortlich dafür.

8. Multiplikation
Ein guter Leiter sorgt auch dafür, dass er selber ersetzbar wird. Paulus war ein solcher Multiplikator. Er war ein Trainer und Mentor. Sein Jünger Timotheus begleitete ihn beispielsweise auf seinen Missionsreisen (Apostelgeschichte 16,1-3; 20,4-5). Timotheus lernte aus erster Hand, was es bedeutete ein Missionar für den Herrn Jesus Christus zu sein. Stelle dir immer die Frage, was geschehen würde, wenn du am nächsten Tag nicht mehr da wärst. Würde deine Organisation, oder deine Gemeinde ohne dich weiter existieren? Hast du dir treue Nachfolger herangebildet? Oder hast du deinen Dienst, deine Organisation nur „um dich herum“ aufgebaut. Läuft ohne dich nichts mehr? Dann hast du dich noch nicht multipliziert. 

9. Flexibilität
Ein guter Leiter weiß auch wann er seine Pläne ändern muss. Er kann es sich nicht leisten, immer alles „genau nach Handbuch“ machen zu wollen. Er arbeitet mit Menschen und Umständen die er nicht immer kontrollieren kann. Er muss lernen auf bestimmte Situationen zu reagieren, Pläne zu ändern, Methoden zu revidieren, Strukturen anzupassen oder auch Überholtes neu zu erfinden. Paulus änderte seine Pläne auch. Wir lesen beispielsweise davon, dass er in Apostelgeschichte 16, vom Heiligen Geist gehindert wurde „das Wort in [der Provinz] Asia zu verkündigen“ (Vers 6b), dagegen sollte er nach Mazedonien ziehen um dort zu evangelisieren (Vers 10). Er war sofort bereit auf diese Situation zu reagieren und seine Pläne umgehend zu ändern. In 1.Korinther Kapitel 16, beschreibt Paulus seine Pläne auch mit derselben Vorsicht und in Abhängigkeit von Gottes souveräner Führung. „Ich werde aber zu euch kommen, wenn ich Mazedonien durchzogen habe, denn durch Mazedonien werde ich ziehen. Bei euch aber werde ich vielleicht verweilen oder auch überwintern, damit ihr mich geleitet, wohin ich reise. Denn ich will euch jetzt nicht nur im Vorbeigehen sehen, sondern ich hoffe, einige Zeit bei euch zu bleiben, wenn der Herr es zulässt“ (1.Korinther 16,5-7). 

10. Demut
Ein Leiter muss auch demütig sein. Paulus schreibt: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns.“ (2.Korinther 4,7). Der „Schatz“ den er hier beschreibt ist das Evangelium (siehe Verse 3-6). Die „irdenen Gefäße“ sind Tontöpfe, die damals für alltägliche Dinge, sogar zum entsorgen von Abfall oder Unrat benutzt wurden. Paulus war sich seiner Zerbrechlichkeit und seiner Grenzen bewusst. Er wusste, dass er im Auftrag von jemand anderem, nämlich seinem Herrn, wirkte. Diese Demut, welche aus einem Bewusstsein unserer Zerbrechlichkeit, Begrenztheit und auch Sündhaftigkeit erwächst, sollte jeden wahren Leiter kennzeichnen. Dadurch wird er auch verständnisvoll und liebevoll leiten, ohne die ihm Untergebenen auszunutzen oder beherrschen zu wollen. Petrus schreibt: „Die Ältesten, die unter euch sind, ermahne ich als Mitältester und Zeuge der Leiden des Christus, aber auch als Teilhaber der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll: Hütet die Herde Gottes bei euch, indem ihr nicht gezwungen, sondern freiwillig Aufsicht übt, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern mit Hingabe, nicht als solche, die über das ihnen Zugewiesene herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid.“ (1.Petrus 5,1-3).


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