Wer hat diese Aussage nicht auch schon gehört unter Christen, vielleicht in einem Hauskreis oder einer Bibelstunde: „Was hat dieser Bibeltext mir zu sagen?“ Oder auch: „Was bedeutet das für mich?“. Nun muss man betonen, dass diese Frage an und für sich nicht falsch ist. Es ist wichtig darüber nachzudenken, wie wir Gottes Wort in unserem Leben anwenden. Aber die Frage impliziert in gewisser Weise eine falsche Herangehensweise an die Bibel.
Was ist denn das Problem damit?
Das Problem ist, dass es in der Bibel effektiv NIE einen Text gibt der „nur für dich“ ist. Die Bibel ist kein Orakel, dass man befragen kann. Man kann sich nicht einen „persönlichen Vers fürs Leben“ wünschen. KEINE Stelle wurde an DICH geschrieben, sondern in erster Linie an die damaligen Empfänger. Da war zum Beispiel das Volk Israel in den Ebenen Moabs an welches die fünf Bücher Mose gerichtet waren, oder die Gemeinde in Ephesus and die der Brief an die Epheser geschrieben wurde. Das, und nur das, ist dann eben auch die Bedeutung des Textes. Es ist sogar die EINZIGE Bedeutung des Textes. Die Bedeutung ist das, was der damalige Autor den damaligen Empfängern sagen wollte.
Wie stellen wir also die richtige Frage?
Als Christen müssen wir uns daher eher die Frage stellen: „Was bedeutete der Text damals für die damaligen Empfänger?“ Wir müssen uns also gewissermaßen „in die Sandalen“ des Israeliten in der Wüste, oder des Korinthers aus dem ersten Jahrhundert versetzen um die Bibel richtig zu verstehen. Erst wenn wir das verstehen, wissen wir auch, was der Text tatsächlich bedeutet. Er bedeutet nämlich für dich und für mich nicht mehr und nicht weniger als das, was er damals für die ursprünglichen Empfänger bedeutete.
Ist denn nicht alles in der Bibel auch für uns geschrieben?
Natürlich, aber nicht in direkter Weise sondern in indirekter. Sobald ich weiss, wie der Jude oder der Epheser diesen Text verstanden hat, weiss ich auch was Gott mir in der heutigen Zeit mitteilen will. Derselbe Gott, der damals zu den Israeliten sprach, oder zu den Ephesern, spricht auch heute noch zu uns. Er tut es durch die Bibel. Aber nicht indem es Texte gibt, die direkt zu mir sprechen, sondern Texte, durch deren Studium ich Prinzipien, Werte, Ideen herausarbeiten kann, die für die damaligen Empfänger schon wichtig waren, und es für uns heute genauso sind.
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