Der 1. Korintherbrief ist für unsere heutige Zeit ein höchst aktueller und wichtiger Brief. Paulus korrigiert eine verweltlichte Gemeinde und wendet christliche Lösungen für geistliche Probleme auf diese Gemeinschaft der Gläubigen an. Die korinthischen Christen hatten Probleme sich von ihrer Kultur zu lösen. Sie lebten in einer Kultur der Überheblichkeit, des Stolzes und der Selbstdarstellung. Sie war auch durchtränkt von grauenvoller sexueller Unmoral und Verwirrung. Der Brief zeigt uns eine Art „Röntgenbild“ einer unreifen, fleischlichen Gemeinde (siehe 1.Korinther 3,1). Wir können damit unsere eigene Gemeinde prüfen, um Tendenzen festzustellen, oder auch eine andere Gemeinde, der wir uns anzuschliessen gedenken. Hier sind die acht Warnsignale auf die wir achten sollten.
1. Spaltungen
Eine unreife Gemeinde ist eine gespaltene Gemeinde. Paulus beginnt die Gemeinde in Korinth in diesem Bereich als erstes zu ermahnen: „Ich ermahne euch aber, ihr Brüder, kraft des Namens unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle einmütig seid in eurem Reden und keine Spaltungen unter euch zulasst, sondern vollkommen zusammengefügt seid in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung“ (1. Korinther 1,10)
Es gab einen Zweifachen Grund für die Spaltungen: Erstens wandten sie sich von der Einfachheit des Evangeliums ab. Sie wollten es durch weltliche Weisheit und Philosophie „verbessern“ (1,18-2,16). Das Evangelium ist aber eine einfache Botschaft, die nicht durch „hervorragender Rede“ (2,1) oder geschliffene Rhetorik „verbessert“ werden muss.
Als Folge davon gab es Parteiungen. Jeder favorisierte seinen eigenen „Lehrer“, oder „christlichen Philosoph“, ganz so wie das in ihrer Kultur damals üblich war (1.Korinther 1,12). Wenn eine Gemeinde verschiedene „Cliquen“ hat, die sich gegenseitig aufgrund von irgendwelchen Vorlieben bekämpfen, dann ist das ein sicheres Anzeichen einer unreifen Gemeinde.
2. Keine Gemeindezucht
Unreife Gemeinden üben meist auch keine biblische Gemeindezucht aus. Die Christen in Korinth duldeten Sünde in ihrer Mitte, ohne die Schritte in Matthäus 18 zu befolgen um sündigende Gemeindeglieder zurechtzubringen und die Gemeinde vor ausbreitender Sünde zu schützen. Dies war so schlimm, dass es sich bereits in der Gegend herumgesprochen hatte. Paulus schreibt: „Überhaupt hört man von Unzucht unter euch, und zwar von einer solchen Unzucht, die selbst unter den Heiden unerhört ist.“ (1.Korinther 5,1) Da war ein Mann in ihrer Mitte, der in einer intimen Beziehung zu seiner Stiefmutter lebte. Niemand unternahm irgendwas dagegen. So verseuchte der „Sauerteig“ dieser Sünde die ganze Gemeinde (5,6). Eine Gemeinde die Sünde nicht Sünde nennt, Menschen die in ihrer Mitte sündigen nicht zurechtweist und ermahnt, ist niemals eine reife Gemeinde.
3. Streit
Eine unreife Gemeinde ist meist auch eine zerstrittene Gemeinde. In Korinth ging das soweit, dass man einander gegenseitig vor weltliche Gerichte zog. Paulus schreibt: „Wie kann jemand von euch, der eine Beschwerde gegen einen anderen hat, sich bei den Ungerechten richten lassen anstatt bei den Heiligen.“ (1.Korinther 6,1) Wenn die Gemeindeglieder untereinander Prozesse führen, dann ist das garantiert kein liebevolles Miteinander. Die Prozesse in der damaligen Zeit drehten sich oft um finanzielle Angelegenheiten oder um Besitz und erwuchsen daher aus sehr selbstsüchtigen Motiven. So können heutige Gemeinden auch über Teppichfarben und Musikstile streiten, bis es zu einer Spaltung kommt. Einer solchen Gemeinde sollte man sich nicht mehr anschliessen.
4. Schwaches Verständnis von Ehe und Familie
Eine unreife Gemeinde hat meistens eine schwaches Verständnis der Geschlechterrollen und der biblischen Familie. Damit gehen dann meist Probleme mit Kindererziehung, Ehe und Ehescheidungen, sowie Streitfragen über Geschlechterrollen einher. Den Korinthern muss Paulus auch die Prinzipien der Ehe und Ehescheidung (1.Korinther 7,1-16) oder des „Single-seins“ angesichts der „gegenwärtigen Not“ erklären (7,26). Er macht deutlich, dass man nicht um jeden Preis heiraten muss. In manchen Fällen kann man besser und flexibler dem Herrn dienen wenn man nicht verheiratet ist (7,32-35). Eine Gemeinde die kein klares Verständnis der Geschlechterrollen, Ehe, Familien und Kindererziehung hat, ist meist auch eine sehr schwache Gemeinde.
5. Rücksichtslosigkeit und Gesetzlichkeit
In Korinth in der Gemeinde waren die einen rücksichtslos in der Ausübung ihrer „christlichen Freiheit“ und die anderen gesetzlich. Sie machten sich ein Gewissen über das Essen von Fleisch welches zuvor Götzen geopfert wurde. Paulus ermahnt beide Parteien: „Was aber die Götzenopfer angeht, so wissen wir: Wir alle haben Erkenntnis. Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber erbaut.“ (1.Korinther 8,1) Die Erkenntnis darüber, dass diese Götzen nichtig sind und man deshalb das ihnen geopferte Fleisch ohne bedenken essen konnte, war zwar gut, aber man sollte sich darauf nichts einbilden (8,2). Die schwachen Geschwister aber, sollten ihre Gewissen richtig informieren, dass diese Götzen und das ihnen geopferte Fleisch keine Macht über sie haben kann (8,7). Wenn eine Gemeinde von übertriebener Freiheit, oder eben auch Gesetzlichkeit geprägt ist, ist sie definitiv unreif und fleischlich.
6. Unordnung
Eine unreife Gemeinde ist meist eine unordentliche Gemeinde. Der Gottesdienst ist eher chaotisch und ohne eine bestimmte Ordnung. Paulus muss die Korinther darüber belehren, wie sich die Frauen in der damaligen Kultur bei öffentlichen Versammlungen verhalten (11,2-16), oder auch wie das Abendmahl in der richtigen Art und Weise gefeiert werden sollte (11,17-34). Eine Gemeinde in der nicht in würdiger Weise eine gewisse Ordnung herrscht ist sicherlich auch nicht reif. Wenn die Leute einfach mit zerzausten Alltagskleidern gemeinsam „abhängen“, und weder die Musik noch der Gottesdienst irgendwie eine Organisation erkennen lässt, dann steht dahinter sicherlich keine geistliche Reife oder Gottesfurcht. Paulus ermahnt, „Lasst alles anständig und ordentlich zugehen.“ (1.Korinther 14,40)
7. Verwirrung über die Gaben und den Dienst
Eine unreife Gemeinde legt sehr viel Wert auf äußere Gaben und auf eine Show oder ein Spektakel. Paulus schreibt: „Über die Geisteswirkungen aber, ihr Brüder, will ich euch nicht in Unwissenheit lassen…“ (1.Korinther 12,1). Diese Aussage von Paulus bedeutet, dass sie offenbar unwissend waren. Paulus muss sie über den richtigen Umgang mit den Geistesgaben belehren. Die Hauptabsicht der Gaben ist es, den anderen zu erbauen und nicht sich selbst. Paulus lehrt: „Jedem wird aber das offensichtliche Wirken des Geistes zum [allgemeinen] Nutzen verliehen.“ (1.Korinther 12,7) Wenn eine Gemeinde davon geprägt ist, eher eine Show abzuziehen, „Anbetungsleiter“ wie Rockstars gefeiert werden, oder die Prediger mehr „Showmaster“ sind als Ausleger des Wortes Gottes, dann stehen hier auch die Gaben als Selbstzweck im Zentrum, und nicht der Dienst und die Erbauung der Gemeindeglieder. Von einer solchen Gemeinde sollte man Abstand nehmen.
8. Schlechte Lehre
Paulus schreibt: „Ich erinnere euch aber, ihr Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe.“ (1.Korinther 15,1) Einige unter den Korinthern verstanden auch nicht, dass die Auferstehung ein wichtiger Bestandteil des Evangeliums war. Sie dachten, gemäß ihrer Griechischen Denkweise, dass Materie grundsätzlich etwas Böses wäre. Deshalb könne es doch auch keine körperliche Auferstehung geben. Eine unreife Gemeinde ist oft deshalb unreif weil sie schlechte Lehre duldet, oder von der gesunden Lehre abgeirrt ist. Paulus hatte sie richtig belehrt als er bei ihnen war. Aber als er weg war, haben sich von seinen Lehren abgewandt uns sich selbst etwas zusammengedichtet. Die Auswirkungen sind nun offensichtlich. Eine Gemeinde die sich nicht an die apostolische Lehre, die im Neuen Testament für uns „ein für alle Mal“ niedergelegt wurde (Judas 3), hält, kann niemals eine reife Gemeinde sein.
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