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Zehn Eigenschaften biblischer Leiterschaft Teil 1

Was ist Leiterschaft? Wie wird ein Leiter in der Bibel beschrieben? Es ist nicht nur für Pastoren wichtig zu wissen, was ein Leiter ist. Auch Väter müssen beispielsweise lernen in ihren Familien gute Leiter zu sein, Geschäftsführer und andere die in Positionen der Autorität sind. Wenn es, neben Jesus selbst, in der Bibel ein großartiges Vorbild für Leiterschaft gibt, dann ist es der Apostel Paulus. In diesem Artikel möchte ich, anhand seines Beispiels, kurz einige essentielle Eigenschaften der Leiterschaft zusammenfassen, die mir über die Jahre wichtig geworden sind. Es ist also keine umfassende Beschreibung von allem was die Schrift über diese Thema lehrt, sondern vielmehr eine Art Skizze eines Vorbilds, dem wir nacheifern sollten. Hier sind zehn essentielle Eigenschaften guter biblischer Leiterschaft:

1. Einfluss
Leiterschaft kann man mit einem Wort zusammenfassen: Einfluss! Es geht darum, dass der Leiter andere dahingehend beeinflusst von etwas überzeugt zu sein und dementsprechend zu handeln. Paulus schreibt den Korinthern, die seine Position als Leiter anzweifelten, dass sie selbst sein Empfehlungsschreiben sind (2.Korinther 3,2). Ihre veränderten Leben, ihr Glaube und ihre Buße beweist den positiven Einfluss den Paulus auf sie ausübte. In Vers 3 schreibt er: "Es ist ja offenbar, daß ihr ein Brief des Christus seid, durch unseren Dienst ausgefertigt, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens." Der Leiter muss lernen, wie er Einfluss nehmen kann auf die Leute welche er anleiten will. Dies tut er, indem er viel Zeit mit ihnen verbringt und eine tiefe Vertrauensbeziehung zu ihnen aufbaut. 

2. Charakter
Ein wahrer Leiter leitet in erster Linie durch sein Vorbild. Was du tust spricht viel lauter als das was du sagst. Paulus beschreibt seine eigene Leiterschaft gegenüber den Thessalonichern wie folgt: "Denn wir sind nie mit Schmeichelworten gekommen, wie ihr wißt, noch mit verblümter Habsucht — Gott ist Zeuge —; wir haben auch nicht Ehre von Menschen gesucht, weder von euch noch von anderen, obgleich wir als Apostel des Christus würdevoll hätten auftreten können, sondern wir waren liebevoll in eurer Mitte, wie eine stillende Mutter ihre Kinder pflegt" (1.Thessalonicher 2,5-7). Paulus und sein Missionsteam waren keine Diktatoren oder Kommandanten. Sie folgten dem Beispiel Jesu, indem sie sich selbstlos und aufopfernd für die Menschen hingaben (Matthäus 20,26-28). Sie waren sanftmütig und liebevoll. Paulus vergleicht seinen Dienst mit der Pflege einer stillenden Mutter die sich um ihr geliebtes Kind kümmert. Leiter, die ihre eigene Ehre suchen und nicht das Wohl derer die sie anleiten wollen, werden bald als herrschsüchtige Egoisten entlarvt. 

3. Autorität
Das bedeutet allerdings nicht, dass ein Leiter nie mit Autorität sprechen sollte. Es gibt Zeiten in denen er ermahnen und zurechtweisen muss. Dies tut er aber auch aus Liebe zu seinen Jüngern und nicht weil er den persönlichen Gewinn sucht. Im 1.Korintherbrief finden wir Paulus, wie er sehr stark herausfordern und mit biblischer Autorität gegen falsches Verhalten und verdrehte Wertvorstellungen vorgehen muss. Er ist gezwungen den Korinthern ins Gesicht zu sagen, dass sie unreif und fleischlich sind (1.Korinther 3,1-4). Er muss sie scharf zurechtweisen weil sie grauenvolle Sünde in ihrer Mitte dulden (5,1-13) und auch weil sie einander vor Gericht ziehen und das vor Ungläubigen (6,1). Er muss sie regelrecht beschämen (6,5), damit sie zur Vernunft kommen. Dies tut Paulus aber nicht in seiner eigenen Autorität, sondern in der Autorität seines Herrn (4,1). Seine Lehre ist die Lehre des Herrn und seine Autorität ist die Autorität Gottes. So sollte der Leiter auch immer darauf achten, dass, wenn er zurechtweist und ermahnt, es um klare Sünden geht und nicht um Vorlieben oder Geschmäcker. Seinem Schüler Titus auf Kreta schreibt Paulus auch, dass er gegenüber den faulen Kretern deutliche Worte benutzen soll: " Einer von ihnen, ihr eigener Prophet, hat gesagt: »Die Kreter sind von jeher Lügner, böse Tiere, faule Bäuche!«  Dieses Zeugnis ist wahr; aus diesem Grund weise sie streng zurecht, damit sie gesund seien im Glauben" (Titus 1,12-13). Der Leiter muss es lernen Autorität und Strenge portioniert und liebevoll einzusetzen. 

4. Überzeugung
Ein Leiter kann kein Leiter sein wenn er nicht überzeugt ist von dem was er glaubt. Ist er nicht überzeugt, wird er immer unsicher sein und hin und her schwanken zwischen Meinungen von Menschen. Paulus hatte eine feste Überzeugung. Er schreibt öfters dass er "überzeugt" war von den Dingen die er lehrte. "Denn die Liebe des Christus drängt uns, da wir von diesem überzeugt sind: Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben; und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist" (2.Korinther 5,14-15). In Römer 8,18 schreibt er auch: "Denn ich bin überzeugt, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll." Die Griechischen Verben sind zwar unterschiedlich. Einmal "wir urteilen" (2.Kor.5,14) und in der anderen Passage "wir halten daran fest" (Röm.8,18), aber im Wesentlichen drückt dies beides eine feste Überzeugung aus. Biblische Leiterschaft erwächst immer aus der inneren Überzeugung das Richtige zu glauben und das Richtige zu tun. Der Leiter muss eine derartige Überzeugung haben, sonst wird er beim ersten Gegenwind wieder zurückweichen. 

5. Initiative
Ein Leiter ist jemand der den ersten Schritt geht. Er ist derjenige, welcher die Initiative ergreift und etwas sagt oder etwas unternimmt, wann immer es nötig oder angebracht ist. Ein Leiter, der nicht Initiative ergreift ist kein wahrer Leiter. Paulus wartete nicht bis die Leute ihn ansprachen, wer er denn sei und was er denn will. Er initiierte die Gespräche oder die Predigten, wo immer er auch hinkam. Er ging in die Synagogen und begann mit den Juden in Thessalonich zu debattieren (Apostelgeschichte 17,1-2). Er tat dasselbe in Athen und wurde dann gebeten in der Öffentlichkeit zu sprechen (17,16-34). Er schrieb Briefe und unternahm beispielsweise etwas gegen die Unruhen in Korinth. Selbst als sein Rat nicht angenommen wurde, und man mit einem Schiff geradewegs in einen Sturm steuerte (26,10-13), ergriff er wieder das Wort (26,21) und ermahnte weiter, übernahm die Führung auf dem Schiff obwohl er eigentlich ein Gefangener war. Man sieht deutlich die Initiative die immer wieder von ihm ausgeht. Der Leiter muss lernen gute Fragen zu stellen, Interesse zu zeigen, Menschen nachzugehen und sie anzusprechen wenn sie sich nicht bei ihm melden. Wenn er das nicht tut, ist er kein Leiter. 


(Fortsetzung folgt...)

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