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„Warum ich mir das jeden Sonntag antue“...


"Warum tun wir uns das eigentlich jeden Sonntag an und schleppen uns um 8:30 aus dem Haus, damit wir um 9:00 Uhr in der Bibelstunde sein können? Ich bin Vater von vier Kindern und kann ein Lied davon singen wie lange es dauert bis wir alle angezogen und bereit sind. Es dauert sehr lange bis auch noch die letzte Windel gewechselt, die Zähne geputzt, und jeder sein Geschäft auf der Toilette, welches immer gerade dann verrichtet werden muss, wenn wir gehen wollen, erledigt hat. Überhaupt, müssen meine Kinder schon unter der Woche immer früh aufstehen und nun muss ich sie am Sonntag auch noch aus dem Bett jagen? Aber damit nicht genug, warum schleppen wir unsere Kinder jeden Freitag mit zum Hauskreis, oder am Mittwoch zur Gebetsstunde? Das ist so anstrengend, und am nächsten Tag sind alle stinkig weil sie zu wenig geschlafen haben."

Lieber Leser, sind dir auch schon einmal solche oder ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen? Vielleicht bist du nicht Familienvater, aber hast einen strengen Job, strenge Prüfungen vorzubereiten für die Schule, bist öfters krank, hast andere chronische Beschwerden, oder anderweitig Gründe warum du denkst, du könntest öfters guten Gewissens die Gemeindeveranstaltungen versäumen. Nun, lass mich dich hier mit fünf guten Gründen ermutigen, warum du das trotzdem nicht tun solltest. Warum wir als Nachfolger Christi lernen sollten etwas mehr "die Zähne zusammen zu beissen" um uns zu überwinden. Es liegt ein großer Gewinn im regelmäßigen Gemeindebesuch. Lass mich dich ermutigen deine Kopfschmerzen zu überwinden, vielleicht eine Tablette zu nehmen und trotzdem zu kommen. Lass mich dir zeigen warum der regelmäßige Besuch von Gemeindeveranstaltungen eine hohe Priorität haben sollte im Leben eines echten Nachfolgers Christi.

1. Gottes Absicht
Gott befiehlt es dir. Das sollte der wichtigste Grund sein. Wir sollen ... unsere eigene Versammlung nicht verlassen (Hebräer 10,25). Gottes Absicht für dich ist es, dass du als Christ verpflichtend einer lokalen Gemeindeversammlung angehörst. Das Neue Testament kennt keine "einsamen Wölfe" oder "Einzelkämpfer" unter den Christen. Die Gläubigen taten sich immer schon in lokalen Versammlungen zusammen. Der Grund dafür ist simpel: Nur gemeinsam sind wir stark! Du brauchst die Gemeinde, und die Gemeinde braucht dich. Viele Bilder im Neuen Testament machen das deutlich, wie auch beispielsweise das Bild vom Leib (1.Korinther 12,12-27). Wir alle sind untereinander Glieder an einem Leib. Kein Glied kann alleine überleben wenn es getrennt vom Leib lebt. Kein Glied ist nützlich wenn es getrennt vom Leib lebt. Genauso wie eine Hand nur nützlich ist wenn sie sich am Leib befindet und mit ihm verbunden ist, ist es auch beim Christen. Er ist nur nützlich für das Haupt, wenn er mit einem lokalen Leib verbunden ist. Nur an einem funktionierenden Leib wird das Glied brauchbar für den Herrn. Das war von Anfang an Gottes Plan. Jesus sagte, er werde seine Gemeinde bauen (Matthäus 16,18), nicht einzelne Christen. Sie sind wie lebendige Steine in einem Tempel, die zu einem einzigen großen Gebäude heranwachsen (1. Petrus 2,5). Es wird deutlich, dass es in Gottes Augen keinen "Solo-Christen" gibt! 

2. Gemeinsame Anbetung
Jesus baut seine Gemeinde aber nicht in erster Linie wegen uns, sondern zur Ehre Gottes des Vaters. Die Gemeinde ist dazu da, Gott die Ehre zu geben. Dies tun wir auch dadurch, dass wir uns regelmäßig versammeln um göttlichen Zwecken nachzukommen. Zum Beispiel das Abendmahl soll im Kontext einer lokalen Gemeinde abgehalten werden. Wir kommen am „selben Ort zusammen“ um das Mahl des Herrn zu feiern, heisst es (1.Korinther 11,20). Wir versammeln uns auch, um uns gegenseitig dienen zu können, indem wir uns gegenseitig Lieder „zusingen“ (Epheser 5,19), die "einander Aufforderungen" erfüllen und einander anspornen zu Liebe und guten Werken (Hebräer 10,24).  Wir geben Gott die Ehre indem wir auch sein Wort hören (Psalm 119,97) und Sein Wort gemeinsam lesen (1.Timotheus 4,13). Durch gemeinsames Gebet erbauen wir auch einander, denn selbst das Gebet sollte nicht ausschliesslich nur zur „Selbstauferbauung“, sondern zur Erbauung des anderen dienen (1. Korinther 14,9-13). 

3. Belehrung
Die Gemeinde ist Gottes Ausbildungsstätte für den Christen. Hier wird er belehrt und zur geistlichen Reife geführt. Jüngerschaft geschieht auf den verschiedensten Ebenen. Von der öffentlichen Verkündigung am Sonntag, über Bibelstunden, die etwas persönlicheren Hauskreise, bis hin zu spezifischen Grundlagenkursen, "Eins-zu-Eins"-Betreuung und Seelsorge. Gott hat der lokalen Gemeinde zu diesem Zweck qualifizierte Männer gegeben, Pastoren oder Hirtenlehrer, die im Dienst des Wortes und der Lehre arbeiten (Epheser 4,11; 1.Timotheus 3,1-8; Apostelgeschichte 6,4). Diese sind da um weitere treue Männer (2. Timotheus 2,2), oder auch alle Heiligen für das Werk des Dienstes zuzurüsten (Epheser 4,12). Damit jeder in seinem eigenen geistlichen Leben vorankommt und Christus ähnlicher werden kann (Kolosser 1,28). Wenn du die Gemeinde und die Veranstaltungen nicht regelmäßig besuchst, dann schneidest du dich selbst von diesem geistlichen Segen ab! Du schadest dir selbst! Letztlich musst du dich niemals wundern, wenn du in deinem geistlichen Leben nicht vorankommst, immer wieder mit denselben Sünden kämpfst oder immer wieder Niederlagen erlebst, und gleichzeitig nur sporadisch und unregelmäßig die Versammlung aufsuchst. In meinem eigenen Dienst in der Gemeinde konnte ich immer wieder einen direkten Zusammenhang von geistlichen Problemen und der Vernachlässigung der Gemeindeveranstaltungen feststellen. Die Leute die viele Probleme haben im geistlichen Leben, sind öfters auch die, die man kaum in der Gemeinde sieht. Das Versäumen der Versammlungen ist eigentlich genau ein weiteres Indiz für geistliche Unreife, falsche Prioritäten, oder den Versuch seine Sünde zu verstecken. 

4. Gemeinschaft
Gemeinschaft bedeutet im Neuen Testament nicht einfach nur zusammen Kaffee zu trinken. Es bedeutet eigentlich "Anteil haben" oder "Anteil nehmen". Wir haben Gemeinschaft miteinander, mit dem Vater und mit dem Sohn (1.Johannes 1,3). Diese Gemeinschaft bedeutet Anteil zu haben am ewigen Leben. Es ist ein Ausdruck, der eine sehr persönliche und innige Beziehung beschreibt. Geistliche Gemeinschaft geschieht auch in erster Linie im Gemeindekontext und in Gottes Wort. Es ist also gewissermaßen eine Gemeinschaft im Wort der Wahrheit zusammen mit Gleichgesinnten. In der lokalen Versammlung lernt man sich kennen, redet mit gleichgesinnten Menschen, wird ermutigt und getröstet in seinem eigenen geistlichen Kampf. Ohne diese Gemeinschaft "vertrocknen" wir geistlich. Deshalb ist es auch nicht damit getan, einfach eine Live-stream Übertragung anzuhören, sich von mp3-Predigten zu „ernähren“ oder jeden Sonntag eine Predigt im Fernsehen oder Internet anzuschauen. Dies kann eine Alternative sein, wenn man tatsächlich so krank ist, dass man nicht aufstehen kann, aber grundsätzlich müssen wir vor Ort sein um echte Gemeinschaft zu erleben. Wir müssen da sein! Einmal mehr, wenn du nicht da bist, beschneidest du wieder deinen eigenen Segen. 

5. Dienst
Die Gemeinde ist aber nicht nur für dich da, sondern du bist in erster Linie für die Gemeinde da. Es zeugt nicht nur von Stolz sondern auch von Egoismus wenn jemand nicht regelmäßig die Versammlungen aufsucht. Viele kommen nicht nur deshalb nicht, weil sie etwas zu verbergen haben, sondern auch weil es für sie "zu anstrengend" ist. "Diese vielen Menschen, und alle wollen etwas von mir!" Viele haben leider das Konsumdenken von heute übernommen und sind nur darauf bedacht, was die Gemeinde für sie tun kann. "Was bringt es mir?", ist die Frage die sie bewegt, anstatt, "was kann ich für andere tun?" Sie haben noch nicht verstanden worum es in der Gemeindearbeit geht. Es geht nicht um uns, sondern um den anderen. Wir versammeln uns auch um einander dienen zu können. Es gibt Musikdienste, Technikdienste, Putzdienste, Begrüßungsteams und vieles mehr wo man mitwirken kann. Wenn jemand ein wahres Dienerherz hat, dann wird er darüber nachdenken, was er für die Gemeinde tun kann, und nicht, was die Gemeinde für ihn tun sollte. Dient einander, jeder mit der Gnadengabe, die er empfangen hat, als gute Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes (1.Petrus 4,10). 



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